BUND Hochrhein

Pumpspeicherwerk Atdorf

Hornbergbecken

Die Schluchseewerk AG plante bis Oktober 2017 den Bau des Pumpspeicherwerks Atdorf.  Nun ist das Projekt abgesagt. Wir danken allen Unterstützern, sowie allen BUNDlern, der Bürgerinitiative Atdorf den Verbänden und Gemeinden, dass das PSW Atdorf nun nicht realisiert wird. Es sollte eine Leistung von 1.400 MW haben, bei einem Investitionsvolumen von ca. 1,7 Mrd. €. Das Oberbecken, Hornbergbecken II, sollte ebenso wie das Unterbecken, Haselbecken, jeweils 9 Mio. m³ Wasser fassen bei einer Flächeninanspruchnahme von jeweils 60 ha.

Im Dezember 2010 erging der positive Raumordnungsbeschluss obwohl es dem Vorhabenträger unserer Ansicht nach nicht gelungen ist, die energetische Notwendigkeit dieses Pumpspeicherwerks nachzuweisen.

Von Juni – November 2011 gab es zu diesem Projekt einen Runden Tisch mit Vertretern aus Politik, Behörden, der IHK , Naturschutzverbänden, der Unternehmer pro Atdorf und der Bürgerinitiative gegen Atdorf. Für uns war das Highlight, dass Prof. Olav Hohmeyer vom Sachverständigenrat für Umweltfragen der Bundesregierung als unser Gutachter gewonnen werden konnte.

Bis Ende Mai 2016 fand die Offenlage der Planfeststellung zum Pumpspeicherwerk Atdorf statt.  Eine Öffentliche Verhandlung zu den eingebrachten Stellungnahmen der Bürger, Anwohner, Gemeinden, Naturschutzverbänden und weiteren Betroffenen fand bis zum 28. Januar 2017 in der Seebodenhalle in Wehr statt. Weiter Infos dazu finden Sie hier.

Bei einem positiven Planfeststellungs­bescheid, wäre es jedoch fraglich gewesen ob EnBW das PSW Atdorf bauen würde. Momentan lohnt sich ein Betrieb eines Pumpspeicherwerkes nicht. Dies zeigen uns auch Projekte aus der Schweiz. 

Geplantes Pumpspeicherwerk Atdorf

Die Planungen zum Bau des Pumpspeicherwerks Atdorf wurden vom BUND sehr kritisch gesehen, deshalb lehnt er das Bauvorhaben an diesem Standort ab. Einige wesentliche Gründe werden im Folgenden erläutert – die ausführliche BUND Stellungnahme umfasst rund 300 Seiten und kann beim BUND Hochrhein angefordert werden. 

"Abhau", zukünftig soll dort das Oberbecken stehen

Planfeststellungsverfahren zum Pumpspeicherwerk Atdorf

Der BUND bringt gegen das Projekt Atdorf folgende grundsätzliche Bedenken vor und sprach sich gegen eine Genehmigung des Pumpspeicherwerks Atdorf in der Planfeststellung aus:

Stellungnahme des BUND Baden Württemberg zum Planfeststellungsverfahren des PSW Atdorf:

Unzählige Lebensräume von Flora und Fauna werden zerstört oder massiv beeinträchtigt. Es wurden zahlreiche Ausnahmegenehmigungen beantragt z.B. nach §30 Abs. 3 BNatSchG, § 45 Abs. 7 BNatSchG, Ausnahmen und Befreiungen von Schutzgebieten u.a.

Einer der bedeutsamsten überregionalen Fernwildwege zwischen dem Schwarzwald und der Schweiz wäre zerstört beziehungsweise stark betroffen gewesen.

Durch die mehr als ein halbes Jahrzehnt andauernden Baumaßnahmen wäre es zu erheblichen Einschränkungen und Beeinflussungen des Wohn- und Erholungsumfelds an den Speicherseestandorten und den Zufahrtswegen gekommen. Die Belastung und gesundheitlichen Auswirkungen durch Arsenstäube wären erheblich gewesen und Geruchsbelästigungen wären aufgetreten. Für die Bevölkerung wäre weniger Landschaft übriggeblieben. Die Nachteile einer solchen Anlage wären vor Ort im Hotzenwald, in Wehr und Bad Säckingen geblieben. Bad Säckingen als Kurstadt hätte Nachteile, denen keine messbaren wirtschaftlichen Vorteile (Steuern oder Arbeitsplätze) gegenüber gestanden wären.

Bevölkerung, Umwelt und Natur wären in unzumutbarer Weise durch Lärm, Staub, Verkehr und Abgase in Mitleidenschaft gezogen worden.

Besonders im Bereich des Unterbeckens wäre die Erholungsfunktion der Bevölkerung räumlich stark eingeschränkt mit negativen Auswirkungen auf den Kurstandort Bad Säckingen.

Es hätte massiv in den Wasserhaushalt des ganzen Projektgebietes eingegriffen. Dies zeigt sich daran, dass von 1.287 im Quellkataster erfassten Quellen 1.111 projektrelevant gewesen wären. Davon zählen 877 Quellen zu den nach § 30-BNatSchG bzw. § 32 NatSchG geschützten naturnahen Biotopen. Projektbedingt wären 703 geschützte Quellen in der Bauphase und 570 Quellen in der Anlagenphase erheblich nachteilig beeinträchtigt gewesen. Eine adäquate Ersatzwasserversorgung war nicht gewährleistet.

Zu befürchten wären, durch den Eingriff in das Landschaftsbild, ein Rückgang im Tourismusbereich. Das PSW Atdorf als positiv für den Tourismus zu bezeichnen ist nicht nachvollziehbar.

Im Bereich des Haselbeckens findet eine technische Überfrachtung der Landschaft durch verschiedene Großprojekte statt. Die A98 ist sowohl im derzeit gültigen, als auch im neuen Bundesverkehrswegeplan im vordringlichen Bedarf und wäre mit dem Pumpspeicherwerk nicht raumverträglich. gewesen.

Im Raumordnungsverfahren wurde das PSW Atdorf von der Vorhabensträgerin mit einem erhöhten Speicherbedarf aufgrund der Zunahme der Erneuerbaren Energien, besonders der Offshore-Windenergie begründet. Die Entfernung zu den Offshore-Windenergieanlagen beträgt rund 1000 km. Das Pumpspeicherwerk Atdorf wäre jedoch an die 380kV-Ebene angeschlossen worden, deshalb hätte es nicht der Speicherung von regenerativ erzeugtem Strom aus Solar- und Windkraftanlagen in räumlicher Nähe, sondern dem Betrieb von Großkraftwerken gedient.

Der BUND fordert daher die dezentralen Techniken der Alternativen Energieerzeugung, wie zum Beispiel der Solar- und Windkraftenergie und weitere zu fördern. Diese fördern eine dezentrale Produktion vor Ort und ebenso einen dezentralen Verbrauch. Zu diesem dezentralen Gedankenmodell der Energieversorgung steht das Pumpspeicherwerk als zentraler Speicher, abhängig von Großkraftwerken, die auf der 380 kV-Ebene einspeisen, in Konkurrenz.

Es gibt Alternativen, sowohl technischer Art, als auch der Bau von Pumpspeicherwerken außerhalb des betrachteten Raumes. 

Das Erörterungsverfahren 2017

Das Erörterungsverfahren zu den Planungsunterlagen des PSW Atdorfs fand drei Wochen lang, vom 10. – 28.01.2017, in der Seebodenhalle in Wehr statt. Bei diesem Erörterungstermin wurden Einwendungen zu den Antragsunterlagen der Schluchseewerk AG und den Betroffenen behandelt. Der BUND nahm aktiv an der Erörterungsverhandlung teil. Wir ließen uns unterstützen vom Rechtsanwalt Phillipp Heinz und unserem Gutachter zu Natur- Artenschutz und Flora-Fauna- Habitat –(FFH)-Recht Matthias Schreiber. An der Verhandlung konnte jeder öffentlich als Zuhörer teilnehmen. 

Die Schluchseewerk AG musste hier Argumente für ihre Planung vortragen. Das Landratsamt musste hier als Leiter der Verhandlung das Verfahren neutral und ergebnisoffen leiten und einen Interessensausgleich suchen. 

Pressemitteilungen zum Erörterungsthermin Pumpspeicherwerk Atdorf

Für immer verloren 

Der Bau des PSW Atdorf hätte Erholungslandschaft, Umwelt und Natur zerstört. Der BUND wertete den energiewirtschaftlichen Nutzen indes als nicht ausreichend.

Wehr. Zum Auftakt des Erörterungstermins zum Pumpspeicherwerk Atdorf (PSW Atdorf) haben heute (10.01.2017) BUND-Aktive den Bauplänen eine klare Absage erteilt. Sie mahnen: Durch den Bau des PSW Atdorf werden viele sehr seltene Tierarten zu Grabe getragen. „Umwelt und Natur werden durch das Projekt in unzumutbarer Weise belastet. Das Haselbachtal ist Heimat für streng geschützte Tiere und Pflanzen. Mit dem Bau verschwindet deren Lebensraum unwiederbringlich unter Beton und Asphalt. Dabei ist der gesellschaftliche Nutzen gering und rechtfertigt einen solchen Eingriff nicht. Der BUND fordert, dass die Genehmigung nicht erteilt wird“, erklärt Sylvia Pilarsky-Grosch, Landesgeschäftsführerin des BUND in Baden-Württemberg, bei der Aktion vor der Seebodenhalle.

Für immer verloren: Wasserquellen und Heimat seltener Tiere

Das PSW Atdorf sollte mit seinen riesigen Betonwannen zwischen drei FFH-Gebiete gebaut werden. Durch die beim Bau entstandene Flächenversiegelung wären Quellen verloren gegangen, die diese FFH-Gebiete mit Wasser versorgen. Die Fauna-Flora-Habitat-Gebiete (FFH) sind Teil des europäischen Schutzgebietssystems Natura 2000, das dem Erhalt europaweit bedeutender Lebensraumtypen, Tier- und Pflanzenarten dient. 703 geschützte Quellen, Quellfluren, Gräben und Bäche sowie insgesamt 100 Hektar Wald standen am Standort des Ober- und Unterbeckens auf dem Spiel. Das entspricht einer Fläche von 150 Fußballfeldern.

Die streng geschützte Mopsfledermaus lebt und jagt bevorzugt hier im Hotzenwald. Ebenso wäre das Habitat der Spanischen Flagge in Gefahr gewesen. Der farbenfrohe Schmetterling steht auf der Vorwarnliste gefährdeter Arten. Im Haselbachtal lebt zudem die Gelbbauchunke, deren Population im ganzen Land schwindet. Auch die Groppe, ein streng geschützter Fisch, der klare saubere Bäche braucht, wäre durch die Eingriffe in den Wasserhaushalt der Bergkuppe Abhau gefährdet gewesen.

Pumpspeicherwerke: Technik von gestern 

Kritisch sah der BUND Baden-Württemberg auch den energiewirtschaftlichen Nutzen. „Ein Pumpspeicherkraftwerk war in der alten Energiewelt vielleicht eine sinnvolle Speicherart. Doch es wird den Anforderungen der Zukunft mit Erneuerbaren Energien nicht gerecht. Wir brauchen keine weiteren Kurzzeit-Stromquellen. Wir brauchen Energiespeicher, die mehrere sonnen- und windarme Tage überbrücken können“, so Pilarsky-Grosch. 

Der Schluchseewerk AG ging es mit dem PSW Atdorf nicht darum, die Energiewende voranzubringen. Anders als der Öffentlichkeit dargestellt, verpflichtete sich das Unternehmen in den Antragsunterlagen nicht, nur Strom aus Erneuerbaren Energien zu speichern. Inge Böttinger, BUND-Vorsitzende der Ortsgruppe Wehr befürchtet: „Wie alle Pumpspeicherwerke wird sich das PSW Atdorf nicht am Takt der Erneuerbaren Energien, sondern am Strompreis orientieren und zur Gewinnsteigerung Preisspitzen ausnutzen. Somit würden Atom- und Kohlestrom unterstützt und der Energiewende und dem Klimaschutz geschadet.“  

Traktordemo gegen das Pumpspeicherwerk am 23.01.2017

Mehr als 200 Menschen demonstrierten am Samstagmorgen, in Wehr, gegen das geplante Pumpspeicherwerk Atdorf. Unter den Demonstranten viele Landwirte vom Hotzenwald. 

Kontakt

Ulrich Faigle

BUND Regionalgeschäftsführer
E-Mail schreiben Tel.: 07623 62870

Kontakt

Ruth Cremer Ricken


Tel.: 07761 50529

BUND-Bestellkorb