BUND Hochrhein

ÖkoTipp: Fasten - für sich und die Umwelt

28. Februar 2023

In der Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostersamstag verzichten viele auf den Genuss bestimmter Speisen, Getränke und Tätigkeiten. Wie wäre es, für 40 Tage das Auto stehen zu lassen oder sich vegan zu ernähren?

Sich sechs Wochen lang nur das Nötigste neu zu kaufen, spart Geld, Stress und Ressourcen.  (Laura Buschhaus / BUND BW)

Das Glas Wein am Abend, das Wurstbrot zum Vesper – wir alle haben Gewohnheiten, die uns liebgeworden sind. Von vielen dieser Gewohnheiten glauben wir, wir kämen ohne sie nicht aus. Und gerade deshalb tut es gut, einmal bewusst auf sie zu verzichten und sich zu fragen, wovon wir uns abhängig machen. Das tun Christ*innen schon seit vielen Jahrhunderten während der Fastenzeit von Aschermittwoch bis Ostersamstag. Im Islam gibt es den Fastenmonat Ramadan.

Wer dabei auch noch an die Umwelt und damit seine Mitmenschen denken möchte, könnte es in diesem Jahr mit „Umwelt-Fasten“ probieren. Wie wäre es zum Beispiel mit einem 40-tägigen Verzicht aufs Auto oder auf Plastik? Oder jede Woche auf etwas Anderes? Vielleicht merkt der eine oder die andere nach der Fastenzeit, dass die eigenen Gewohnheiten gar nicht so unabänderlich sind und es Spaß macht, ab und zu etwas Neues auszuprobieren…

Der BUND hat einige Ideen zusammengestellt:

 

1. Plastik-Fasten:

Auf Plastik im Alltag zu verzichten, erfordert etwas Zeit und Mühe, aber es lohnt sich: In Deutschland fallen im Durchschnitt pro Jahr knapp 40 Kilogramm an Plastikabfällen an, im EU-Durchschnitt sind es rund 34 Kilogramm pro Person. Das Fatale dabei: Laut Umweltbundesamt wurden 2019 lediglich 33 Prozent der Kunststoffabfälle aus privaten Haushalten recycelt. Blickt man auf die Menge des jemals produzierten Kunststoffes, ist die Bilanz noch ernüchternder: Nicht einmal zehn Prozent davon sind laut Plastikatlas von BUND und Heinrich-Böll-Stiftung recycelt worden.

„Wir alle können einen Beitrag gegen die Plastikflut leisten, indem wir Verpackungen und andere Gegenstände aus Kunststoffen so gut es geht vermeiden“, betont Fritz Mielert, Umweltreferent beim BUND Baden-Württemberg. Er empfiehlt, beim Kauf von Milchprodukten oder Getränken statt Einwegverpackungen möglichst standardisierte Mehrweg-Glasbehälter zu wählen und auf regionale Herkunft zu achten. In vielen Geschäften können die Kund*innen mittlerweile auch eigene Dosen, Gläser und Flaschen mitbringen und sich die Ware dort direkt hineinlegen beziehungsweise abfüllen lassen. Wer immer einen Stoffbeutel in der Tasche hat, muss auch keine Tüten im Laden kaufen. Auf der Seite des BUND finden Sie eine Karte mit Geschäften, in denen Sie verpackungsfrei einkaufen können.

2. Fleisch-Fasten

Jede*r Deutsche isst im Schnitt mehr als ein Kilo Fleisch in der Woche. Das ist ungesund, wie Ernährungsfachleute betonen. Sie empfehlen maximal die Hälfte. Doch der Ernährungsstil belastet nicht nur den einzelnen Menschen und die Gesundheitskassen in den Industrieländern. Den Preis zahlen Milliarden andere Menschen überall auf dem Globus. Sie leiden unter Hunger und Unterernährung, unter dem Wandel des Klimas und unter dem Verlust der biologischen Vielfalt. 75 Prozent der direkten Treibhausgasemissionen der deutschen Landwirtschaft sind auf Tierhaltung und Futtermittelanbau zurückzuführen. Außerdem benötigt kein anderes Gut der Welt so viel Land wie die Herstellung von Fleisch- und Milchprodukten. Im Fleischatlas 2021 schreibt der BUND, dass nur 18 Prozent des Kalorienbedarfs der Menschheit durch tierische Produkte gedeckt werden – dafür aber 70 Prozent des globalen Agrarlandes benötigt werden.

Mit weniger Fleisch und mehr frischem Obst und Gemüse lassen sich zudem ernährungsbedingte Gesundheitsrisiken für Übergewicht, Diabetes, Hypertonie, Gefäßerkrankungen, Krebs und Gicht reduzieren. „Wer noch einen Schritt weitergehen möchte, verzichtet während der Fastenzeit auf alle tierischen Produkte, also auch auf Milch und Eier. Damit tut er nicht nur sich, sondern auch den Tieren und dem Klima viel Gutes“, beschreibt Christoph Schramm, Referent für Wald und Landwirtschaft beim BUND Baden-Württemberg.

3. Regional und saisonal fasten

Obst und Gemüse, das derzeit in der Umgebung wächst, muss nicht klimaschädlich um den halben Erdball in unsere Supermärkte transportiert werden.

So verursacht der Flugtransport von einem Kilogramm Erdbeeren aus Südafrika nach Stuttgart rund 18 Kilogramm Treibhausgase, wie die Verbraucherzentrale Niedersachsen schreibt. Wenn im Sommer hierzulande die süßen Früchte wachsen und mit dem LKW geliefert werden können, fallen bei einer Strecke von 100 Kilometer nur etwa 370 Gramm Treibhausgase pro Kilo Erdbeeren an.

Auch wenn regionale Winterküche für manche vielleicht etwas langweilig klingt – das ist sie auf keinen Fall. Wie wäre es zu Beispiel mit einem Lauch-Eintopf oder einer Rosenkohl-Nudel-Pfanne? Versuchen Sie einfach in den nächsten 40 Tagen, wann immer möglich, regional, saisonal, ökologisch und in der Nähe Ihres Hauses einzukaufen.

 

4. Auto-Fasten

„Der Autoverkehr hat viele negative Auswirkungen: klimaschädliche CO₂-Emissionen, immenser Flächenverbrauch sowie gesundheitsschädliche Luftschadstoffe und Verkehrslärm“, erklärt Klaus-Peter Gussfeld, Referent für Mobilität beim BUND-Baden-Württemberg. Hier setzt die Idee des Auto-Fastens ein: Wie wäre es, das eigene Auto 40 Tage in der Garage stehen zu lassen? Das muss keine Verschlechterung an Lebensqualität bedeuten. Viele Wege lassen sich stressfreier zu Fuß, mit dem Rad oder mit Bus und Bahn zurücklegen. Auch für Urlaube ist kein Auto notwendig. Auch wenn die Bahn derzeit oft in der Kritik steht: Auf vielen Strecken ist sie bequemer, schneller und auch günstiger. Ein weiterer Pluspunkt: Wer Wege zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegt, bringt seinen Kreislauf in Schwung und steigert seine Ausdauer.

5. Konsum-Fasten

Sich sechs Wochen lang nur das Nötigste neu zu kaufen, spart Geld, Stress und Ressourcen. Viele Artikel für den Haushalt lassen sich selbst herstellen, so ist Olivenölseife ein richtiger Alleskönner im Badezimmer. In Second-Hand-Läden, bei Kleidermärkten und Tauschparties lassen sich echte Schnäppchen machen. In vielen Städten gibt es zudem Tauschläden, die unter anderem technische Geräte verleihen und Repair-Cafés, die bei der Reparatur kaputter Geräte unterstützen.

Ist etwas für Sie dabei? Schreiben Sie uns gerne von Ihren Erfahrungen an presse.bawue@bund.net.

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