BUND Hochrhein

Blumenwiese aber wie?

10. August 2021 | Lebensräume, Naturschutz

Eine reich blühende Wiese mit förmlich Wolken an Faltern darin - hierzulande kaum mehr zu sehen. Eher noch vereinzelt in den Alpen. Was früher Standard war, verschwand zunehmend mit der Industrialisierung der Landwirtschaft. Die artenreiche Natur, die sich über Jahrtausende mit der traditionellen Landnutzung ausbilden konnte, wurde Opfer dieser rasanten Entwicklung.

 (BUND Hochrhein)

Insektenschutz ist in aller Munde. Dazu braucht es aber blütenreiche Wiesen. Das Insektenhotel über dem Kurzschnitt-Rasen ist sinnlos! Zur Anlage einer Blumenwiese ist die richtige Pflege dabei wichtiger als teure Samenmischungen. Und die richtige Pflege ist die, die die traditionelle Nutzung von Grünland am besten Abbildet. Dazu gehört:

• nicht alles auf einmal mähen, sondern in Etappen. Heute ermöglicht es die Maschinen-Ausstattung, die ganze Feldmark um die Dörfer an einem Tag zu mähen. Die Fauna ist auf einen Schlag ohne Nahrung und ‚wohnsitzlos‘.

• Mähgut unbedingt entfernen! Allerdings erst nach einigen Tagen, um Insekten zu ermöglichen ‚umzusiedeln‘, und den Pflanzen, abzusamen. Verbleibt, wie beim unseligen Arbeiten mit ‚Mulchgeräten‘, das Material auf der Fläche, ersticken gerade die Blütenpflanzen unter dem Filz. Auch reichern sich Nährstoffe an, was Gräser und einige wenige Universalisten freut, aber den Tod der Blütenvielfalt bedeutet (grüne Ödnis).

• Nicht zu spät und zu wenig mähen! Die Blütenpracht war nicht Ziel der Bauern früher - das Vieh musste gefüttert werden - sondern das Ergebnis ihres Wirkens. Wenn im Frühjahr das letztjährige Heu alle war, mussten die ersten Wiesen geschnitten werden. Auch vor oder in der Blüte. Was nicht schlimm ist, ermöglicht es doch eine Nachblüte im Sommer, wenn die Insekten sonst kaum mehr etwas finden. So sollten auch Sie die ersten Teile Ihrer Wiesen schon im Mai mähen, die letzten nicht später als zu Johanni (24. Juni). Frühe Schnitte sind vor allem dann sinnvoll, wenn die Wiesen noch zu ‚fett‘ sind, also zu viele Nährstoffe enthalten und dadurch zu Gräser-betont sind. Im jungen Aufwuchs sind noch die meisten Nährstoffe enthalten. Einen zweiten Schnitt lässt man dann entsprechend abschnittsweise ab Mitte August folgen, bis in den September hinein. Einem der traditionellen dritten Nutzung durch Schaf-Beweidung im Winter entsprechenden dritten Schnitt können wir eventuell auf zu dichten Partien früh im Jahr bis Anfang Mai vornehmen. Das Mähgut lässt sich im Gemüsegarten zum Mulchen (hier gemeint Abdecken des Bodens) einsetzen, zum Kompostieren, oder man kann es auf einen Haufen schichten. Ein ideales Winter-Refugium für Igel, Amphibien und Reptilien.

• Man mäht möglichst nicht mit schnell rotierenden Werkzeugen wie Freischneider oder Hochgras-Mäher. Diesen können viele Tieren nicht entkommen und werden zerschreddert (bis 80 % je Durchgang!). Besser sind im Kleinen die Sense, oder auf größeren Flächen der Balkenmäher.

Quelle: Peter Schladt, BUND Lörrach-Weil

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